Sehr warmer und nasser Herbst

Der Herbst 2023 verlief in Deutschland ungewöhnlich warm und nass. Der bisherige Wärmerekord aus dem Jahr 2006 wurde nur knapp verfehlt wegen zweier Kälteeinbrüche Mitte Oktober und besonders Ende November, als im Norden und Nordosten teils strenger Frost auftrat. Damit gehört auch das gesamte Jahr 2023 zu den wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. Außerdem war die Witterung geprägt durch nasse und sonnenscheinarme Phasen mit dem nassesten November seit mehr als 20 Jahren.



Der November 2023 geht als überwiegend trüber und zum Teil sehr nasser Monat in die Wettergeschichte ein. Immer wieder zogen vom Atlantik Tiefdruckgebiete mit ihren Regengebieten nach Mitteleuropa, sodass örtlich das Dreifache der durchschnittlichen Regenmenge gemessen wurde. In den letzten zehn Tagen des Monats wandelte dich das Bild. Die Strömung drehte auf nördlichere Richtungen und läutete einen ersten winterlichen Abschnitt ein. Dennoch blieb am Schluss ein Wärmeüberschuss stehen, während sich die Sonne in weiten Landesteilen zurückhielt.

Mit einer deutschlandweiten Temperatur von 5,7 Grad lag der November 0,7 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020 (4,8 Grad) und 1,7 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (4,0 Grad). In der Nordhälfte des Landes lagen die Abweichungen überwiegend zwischen 0 und + 1 Grad, in der Südhälfte meist zwischen +1 und +2 Grad. Dabei waren die ersten drei Wochen des Monats ausgesprochen mild, bevor der winterliche Absturz kam. Der höchste Wert des Monats wurde mit Föhnunterstützung am 02. mit 19,5 Grad in Siegsdorf-Höll, nahe der Chiemgauer Alpen, gemessen. Bei dem Winterwetter zum Ende des Monats stellte sich im Norden und Nordosten teils strenger Frost ein mit Tiefstwerten von -16 Grad in Leck und Itzehoe (beide in Schleswig-Holstein).

Der November war praktisch im ganzen Land deutlich nasser als im Mittel. Gebietsweise fiel mehr als das Doppelte des durchschnittlichen Niederschlags, in Kempten mit 262,0 Liter sogar mehr als das Dreifache des Mittelwertes. Damit war es landesweit der nasseste November seit fast 80 Jahren. Im Schwarzwald kamen örtlich mehr als 500 Liter pro Quadratmeter zusammen, in Sankt Blasien-Menzenschwand waren es allein am 13. November 83,3 Liter innerhalb von nur 24 Stunden. Die letzten Tage fielen winterlich aus und in Teilen Schleswig-Holsteins lagen bis zu 20 Zentimeter Schnee.

Lediglich in Südostbayern war es etwas sonniger als im Mittel. In Straubing wurden 61,7 Sonnenstunden registriert, 20 Prozent mehr als im Mittel. In weiten Landesteilen war der Monat dagegen grau und trüb. In Rheinstetten kamen nur 25,0 Sonnenstunden zusammen, dies entspricht nur 41 Prozent des Mittels der Jahre 1991 bis 2020.

Temperaturen im Herbst 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991 bis 2020 lagen die Temperaturen im Herbst 2023 nach Messwerten des Deutschen Wetterdienstes meist zwischen 2 und 3 Grad höher. Damit war es der 13. Herbst in Folge mit Temperaturen über dem Mittel. Nur im äußersten Norden waren die positiven Abweichungen nicht ganz so groß. Im September gab es noch zahlreiche heiße Tage, der höchste Wert wurde am 12.09. in Waghäusel-Kirrlach mit 33,3 Grad gemessen. Bei dem Winterwetter Ende November stellte sich im Norden und Nordosten über frisch gefallenem Schnee teils strenger Frost ein mit Tiefstwerten von -16 Grad in Leck und Itzehoe (beide in Schleswig-Holstein).

Temperaturen im Herbst seit 1881, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Das Deutschlandmittel lag im Herbst 2023 bei 11,95 Grad und damit nach 2006 (12,0 Grad) knapp auf Platz 2 der bis 1881 zurückreichenden Temperaturreihe. Die Temperaturen lagen 2,5 Grad über dem Mittel der Jahre 1991-2020 und 3,1 Grad über dem Mittel der Periode 1961-1990.

Niederschläge im Herbst 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Im Südosten Deutschlands war der Herbst regional trockener als im Mittel. So fielen in Erfurt mit 101,8 Liter pro Quadratmeter lediglich 82 Prozent des langjährigen Mittelwertes. Ansonsten war es in weiten Landesteilen deutlich nasser. In Düsseldorf kam mit 344,6 Liter 86 Prozent mehr Niederschlag zusammen als im Mittel der Jahre 1991-2020. In Staulagen der Mittelgebirge fiel regional noch deutlich mehr Regen, im Schwarzwald und auch in den Alpen waren es örtlich mehr als 600 Liter. Insgesamt war es der nasseste Herbst seit mehr als 20 Jahren. Die höchste Tagesmenge wurde am 12. September in Beckum-Vellern im südöstlichen Münsterland mit 102,6 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Tornado bei Schönfeld (Sachsen-Anhalt) am 28.10.2023, Foto (Standbild aus einem Video): Rene Giebel

Im Herbst 2023 wurden in Deutschland bisher 5 bestätigte oder plausible Tornados und 14 weitere Tornadoverdachtsfälle verzeichnet. Am 21. September richtete ein Tornado der Stärke F2 erhebliche Schäden in mehreren Orten in Rheinland-Pfalz an. Am 24.10. hinterließ ein Tornado der Stärke F1 erhebliche Schäden in Cashagen im Kreis Ostholstein (Schleswig-Holstein). Mehr zu den Tornados in der Tornadoliste Deutschland.

Sonnenschein im Herbst 2023, Abweichungen zum Mittel 1991-2020, Quelle: Bernd Hussing, http://www.bernd-hussing.de/klima.htm

Vor allem in Süddeutschland machte die Sonne reichlich Überstunden. In Augsburg wurden 454,3 Sonnenstunden registriert – 40 Prozent mehr als im Mittel. Nach Norden hin war der Herbst nicht ganz so sonnig, aber auch hier schien die Sonne häufiger als im Durchschnitt.

Titelbild: Achim Otto

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