2023: Verheerende Erdbeben und lokale Unwetter

Weltweit haben Naturkatastrophen 2023 nach Angaben der Münchner Rückversicherung Munich Re ähnlich große Schäden wie in den beiden Vorjahren verursacht, besonders Schwergewitter in Nordamerika und Europa trugen zu einer Gesamtschadensumme von etwa 250 Milliarden US-Dollar bei (Vorjahr: 270 Mrd., 2021: 250 Milliarden). Davon waren etwa 95 Milliarden versichert (Vorjahr: 125 Milliarden). Ähnlich teuer waren auch die heftigen Jahre 2011 und 2005 (u.a. Hurrikan Katrina in den USA). Der Gesamtschaden entspricht in etwa dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, ebenso die versicherten Schäden (2013-2022: 90 Mrd. US$).



 

Die größte humanitäre Katastrophe des Jahres ereignete sich Anfang Februar in der Türkei und in Syrien. Bei zwei sehr schweren Erdbeben der Stärke 7,8 und 7,5 kamen etwa 59.000 Menschen ums Leben, insgesamt gab es in 2023 weltweit 74.000 Tote durch Naturkatastrophen, davon etwa 63.000 Tote durch Erbeben und Vulkanausbrüche – die höchste Zahl seit 2010. Der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre liegt bei 10.000 Toten. Die Zahl der Toten könnte sogar noch weitaus höher liegen, da allein bei der Katastophe in Libyen bis zu 20.000 Tote gemeldet werden.

Die weitaus größten Schäden in 2023 entstanden durch Schwergewitter in Nordamerika und Europa. Von den Schäden (gesamt 76 Mrd. US-Dollar) waren 58 Mrd. US-Dollar versichert. Geprägt war das Jahr durch zahlreiche lokale Gewitter und Unwetter, die meisten davon in Nordamerika (Schäden: rund 66 Mrd., davon 50 Mrd. US-Dollar versichert). Dabei zeichnet sich ein Trend zu mehr schadenträchtigen lokalen Unwettern ab.

Zudem war das Jahr 2023 global das bisher wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Damit belegen die vergangenen 10 Jahre auch die ersten 10 Plätze der Rekordlisten. Eine große Rolle spielte im vergangenen Jahr das Warmwasserphänomen El Niño im tropischen Ostpazifik, das sich ab dem Frühjahr durchsetzte. Es hatte weltweite Auswirkungen auf das Wettergeschehen. Zudem gibt es immer mehr Anzeichen zum Zusammenhang zwischen immer häufigeren Temperaturrekorden und dem fortschreitenden Klimawandel. Dazu passen unter anderem Rekordtemperaturen von mehr als 40 Grad in Südwesteuropa im Frühling und September-Hitze in Argentinien sowie Hitze bis über 50 Grad im nordwestlichen China.

Die beiden Erdbeben im Südosten der Türkei im Februar forderten nicht nur die meisten Toten, sie waren auch das teuerste Einzelereignis des Jahres mit einer Schadensumme von rund 50 Mrd. US-Dollar; davon waren aber nur etwa 5,5 Mrd. versichert. Betrachtet man die Gesamtschäden, lag auf Platz 2 der Statistik der Taifun DOKSURI auf den Philippinen und in China mit 25 Mrd. US-Dollar, von denen lediglich rund 2 Milliarden versichert waren. Auf Platz 3 folgt der Hurrikan OTIS, der sich im Oktober vor der Westküste Mexikos ungewöhnlich schnell und überraschend zum bisher stärksten Pazifik-Hurrikan seit Aufzeichnungsbeginn entwickelte und den Urlaubsort Acapulco verwüstete. Der Gesamtschaden lag bei etwa 16 Milliarden US-Dollar, davon waren etwa 4 Milliarden versichert.

In Deutschland hielt der Temperaturrekord nur ein Jahr: 2023 übertraf das Vorjahr noch etwas und war im deutschlandweiten Flächenmittel das bisher wärmste Jahr seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen im Jahre 1881. Damit setzt sich der Erwärmungstrend im Zuge des Klimawandels weiter fort. Anders als im Vorjahr war es deutlich nasser, 2023 gehört zu den nassesten Jahren seit Aufzeichnungsbeginn. Im Westen fielen zum Teil Rekordmengen. Die Sonne schien dennoch etwas häufiger als im Mittel.

Im Tornadojahr 2023 richteten Tornados in Deutschland deutlich weniger Schäden an als im Vorjahr. Insgesamt sind bisher 32 Tornados bestätigt, dazu kommen 4 plausible Fälle, in denen ein Tornado sehr wahrscheinlich ist. Im Jahr 2023 sind derzeit außerdem 143 Verdachtsfälle bekannt (Stand: 31.12.2023) und damit etwas weniger als im Vorjahr. Die Zahl der bestätigten Tornados kann allerdings nach weiterer Diskussion zahlreicher Fälle noch deutlich ansteigen. Die beiden stärksten Tornados des Jahres – jeweils mit der Stärke F2 – traten am 01. Februar bei Minden (NRW) und am 21. September in Rheinland-Pfalz auf.

Die nordatlantische Hurrikansaison 2023 war deutlich aktiver als im langjährigen Mittel. Ursprünglich war wegen des Warmwasserphänomens El Niño im Ostpazifik eine wesentlich schwächere Saison erwartet worden. Insgesamt wurden bisher 20 Tropische Stürme registriert, von denen sich 7 zu Hurrikanen verstärkten. Davon erreichten mit Franklin, Idalia und Lee 3 die Stufe 3 oder mehr auf der Saffir-Simpson-Hurrikanskala. Im langjährigen Mittel werden 11 Stürme beobachtet, davon 6 Hurrikane, von denen 2 bis 3 zu starken Hurrikanen werden.

Der stärkste Sturm der Saison war der Hurrikan OTIS, der sich dicht vor der mexikanischen Küste innerhalb von weniger als 24 Stunden von einem schwachen Sturm zu einem katastrophalen Hurrikan der höchsten Kategorie entwickelte. Am Nachmittag des 22. Oktober erreichte ein tropisches Tief etwa 800 Kilometer südwestlich von Acapulco in Mexiko Sturmstärke und bekam den Namen OTIS. Am folgenden Tag folgte die explosive Entwicklung zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit mittleren Windgeschwindigkeiten bis etwa 270 km/h. Es war das erste Mal, dass ein Pazifik-Hurrikan dieser Stärke auf Land traf. Die Stadt Acapulco wurde schwer getroffen, es gab viele Tote und mit etwa 16 Milliarden US-Dollar die höchste Schadenssumme, die bisher ein Hurrikan an der Pazifikküste und in ganz Mexiko angerichtet hat. Die genaue Zahl der Toten wird vermutlich nie feststehen.

Mehr wie immer im ausführlichen Naturgewalten-Rückblick 2023.

Titelbild: USAID

Ausführliche Informationen zu Unwettern aller Art und anderen Naturgewalten gibt es auf meiner umfangreichen Internetseite:




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